Kunst für Unternehmen

Clariant Innovation Center

Neubau des Clariant Innovation Center (CIC) – Ein architektonischer Raum wird zum künstlerischen Aktionsfeld

Im Oktober 2013 wurde Samuelis Baumgarte Art Consulting damit beauftragt, ein Konzept zur künstlerischen Gestaltung des Clariant Innovation Center (CIC) zu entwickeln. Das von dem renommierten Düsseldorfer Architekturbüro Hentrich-Petschnigg und Partner (HPP) realisierte Büro- und Laborgebäude ging aus einem Architekturwettbewerb im Jahr 2010 hervor.

Nach eingehender Analyse des Gebäudes eignen sich vor allem die Atrien für die Integration von Kunst. Im zentralen und verbindenden Kubus, der auch dem Eingangsbereich und der Lobby Raum gibt, schraubt sich ein großzügiger dynamisierter Raum über die alternierend versetzten Galerien in die Höhe. Zwei ellipsenförmige Oberlichter lenken den Blick in den Himmel und belichten einen vierdimensionalen Kommunikationsraum, der sowohl das informelle Zusammentreffen der Mitarbeiter unterstützt, als auch die Schnittstelle zwischen Clariant und ihren externen Partnern bildet. Hier, in den von Mitarbeitern und Besuchern gleichsam genutzten Kommunikationszonen, können Kunst und Architektur gemeinsam Wirkung entfalten.

In einem ersten Schritt präsentierte Samuelis Baumgarte Art Consulting Ende November 2013 sieben Künstler, die prädestiniert für eine künstlerische Auseinandersetzung mit der vorliegenden außergewöhnlichen Architektur des CIC wären und den Wünschen von Clariant nach einem ebenso außergewöhnlichen künstlerischen Highlight sicherlich erfüllen würden. Stephan Huber, Claudia Poeschmann, Felice Varini und Peter Zimmermann wurden schließlich zur Teilnahme am Künstlerwettbewerb eingeladen. Sie alle verbinden in ihrem Werk architektonische, landschaftliche, wissenschaftliche und/oder atmosphärische Themenstellungen und übersetzen diese kritisch reflektiert in konzeptionell und ästhetisch hochinteressante Werke. Vor allem die Dynamik der zentralen Atrien, die aus der Überlagerung von Architektur, Landschaft und dem gemeinschaftlichen Forschen und Arbeiten der Menschen entsteht, lässt sich mit künstlerischen Eingriffen der vorgestellten Positionen verdichten.

Im Januar 2014 fand mit den vier am weiteren Wettbewerb teilnehmenden Künstlern eine Ortsbesichtigung im CIC statt. Neben der Begehung der Architektur des Gebäudes und der Erläuterung der Unternehmensphilosophie von Clariant wurde ein detailliertes Briefinggespräch mit den Künstlern über die Anforderungen an die Wettbewerbsbeiträge geführt, um eine Vergleichbarkeit der Entwürfe gewährleisten zu können.

Die daraufhin entwickelten künstlerischen Ideen wurden der einberufenen Jury im März 2014 in Form von Zeichnungen und Computersimulationen von den Künstlern präsentiert. Als Sieger aus dem Wettbewerb ging Felice Varini hervor, dessen Entwurf «Hexagones évidés par les disques» im Juli 2014 zur Ausführung gelangt.

«Hexagones évidés par les disques»

Felice Varini betrachtet den gesamten architektonischen Raum des CIC als sein Aktionsfeld. Er ist das Medium seiner Malerei. Der Künstler durchstreift ihn, erfühlt seine Architektur, seine Geschichte, seine Funktion und definiert anhand dieser Eindrücke den Bereich seiner künstlerischen Intervention. Varini bestimmt zunächst einen Punkt im Raum, in der Regel auf seiner Augenhöhe, von dem aus sich das Kunstwerk in seiner totalen Ansicht zeigen soll. Er dient als Ausgangspunkt für den Betrachter, das Werk in seiner Symbiose mit dem architektonischen Raum zu erkunden. Hier erscheint es als greifbares, plastisches Objekt, das im Raum hängend platziert wurde. Doch kaum tritt man einen Schritt zur Seite löst sich die Form in unzählige, scheinbar zusammenhanglos auf nahezu allen Oberflächen im Raum verteilte Farbelemente auf - die Illusion des schwebenden Raumobjekts zerfällt. Beim weiteren Durchschreiten des Hauptatriums zeigt sich ein Spiel mit Perspektiven, das Felice Varini beherrscht wie kein Zweiter und für das er weltberühmt ist.

Als Besonderheit des für das CIC geschaffenen Kunstwerks ist die Geschichte zu erwähnen, die hinter ihm steht. Ein Haupttätigkeitsfeld des im Bereich der Spezialchemie tätigen Unternehmens Clariant ist die Herstellung des Pigments Gelb. Aus diesem Grund wurde die von Varini verwendete Farbe eigens mit einem Gelbpigment aus der Produktpalette von Clariant angerührt. Die Symbiose von Kunst und Architektur erfährt somit eine Erweiterung und schließt das Unternehmen an sich und seine Tätigkeitsbereiche am Standort Höchst unmittelbar in die Geschichte des Kunstwerks ein.

Impressionen der Installationsphase vom 30.06. - 11.07.2014 finden Sie hier

Felice Varini
«Hexagones évidés par les disques» Frankfurt am Main 2014
Clariant Innovation Center (CIC), Frankfurt am Main
Collection: Clariant
Photographie: André Morin