Bankhaus Wölbern

Ganzheitliche architekturbezogene Kunstgestaltung Bankhaus Wölbern, Hamburg HafenCity Fotografie und Videoinstallationen

Tradition und Innovation miteinander zu verbinden, das ist seit jeher das Ziel des hanseatischen Investmentbankhauses Wölbern. Ein zukunftsweisendes Signal in diese Richtung setzte das 1956 von Dr. Ernst Wölbern gegründete Unternehmen im Jahr 2005 mit dem Neubau des Firmensitzes am Sandtorkai in der Hamburger HafenCity. Die in München ansässigen Künstlerinnen Sabine Haubitz und Stefanie Zoche schlugen mit ihren Installationen unter dem Titel "Innovation – Brücke der Zukunft" im Auftrag von Samuelis Baumgarte Art Consulting einen Bogen zwischen den Themen Wasser und Himmel, Architektur und Kommunikation. Glasflächen, Leuchtkästen und Videomonitore spiegeln diese Themen.

Im Eingangsbereich etwa werden Besucher von Projektionen empfangen, die Unterwasseraufnahmen von Wellen oder Wolken im Rückspiegel eines Segelflugzeuges zeigen. Porträts von Menschen, die durch wechselnde Projektionen in unter schiedliche Beziehungen zueinander treten, geben einen ersten Einblick in die Philosophie des Bankhauses Wölbern: Hier arbeiten Menschen mit Visionen für Menschen, die bereit sind, ihre Zukunft aktiv und erfolgreich mitzugestalten.

Interview: Haubitz + Zoche über ihre Konzeptbeschreibung

Worauf beruht Ihr Kunstkonzept für das Bankhaus Wölbern, wie haben Sie es entwickelt?

Bei der Entwicklung von Konzepten für raumbezogene Arbeiten schauen wir uns zunächst die Raumsituation genau an, betrachten die vorhandene oder geplante Architektur und setzen uns mit der Art der Nutzung auseinander. Das Bankhaus Wölbern haben wir uns im Dezember 2004 im Rohbau angesehen. Dabei hat uns die Lage im Hafen in unmittelbarer Nähe zum Wasser, der weite Blick in den oberen Etagen und die klare Formensprache der Architektur interessiert.

Da die Tätigkeit der Bank insbesondere im Herausgeben von Immobilienfonds besteht, haben wir das Thema Architektur aufgegriffen. Ergänzend kam das Thema Kommunikation hinzu, das ja auch eine bedeutende Rolle spielt.

In der Auseinandersetzung mit dem Gebäude und seiner Nutzung haben sich auf diese Weise drei Erzählstränge herauskristallisiert, die sich durch das gesamte Gebäude ziehen: Wasser und Himmel, Architektur und Kommunikation.

Wie haben Sie dieses Themen innerhalb des Gebäudes auf den verschiedenen Stockwerken in Beziehung zur Architektur gesetzt?

Seitens des Auftraggebers gab es die Vorgabe, die Monitore im Eingangsbereich zu bespielen, ein Konzept für den Tresenbereich zu entwickeln und auf den Glasflächen zu arbeiten.

Die drei Themenbereiche sind auf den verschiedenen Stockwerken folgendermaßen gegliedert:

Motive von Wasser und Himmel erscheint auf den Videomonitoren im Eingangsbereich und in der Vorstandsetage. Eine Verbindung dieser beiden Ebenen entsteht durch die Lichtdecken in den Aufzügen, auf denen Unterwasseraufnahmen zu sehen sind. Das Thema Kommunikation beschränkt sich auf das 1.OG (Leuchtkasten hinter dem Tresen).

Auf den Glasflächen im Foyerbereich und in den Flurbereichen des 3. - 8. OG wird das Thema Architektur künstlerisch reflektiert.

Durch die klare Zuordnung der drei Themen zu einzelnen Gebäudebereichen entsteht eine räumliche Gliederung, die auch sinnlich wahrnehmbar ist. Unterstützt wird dies zudem durch die farbliche Wirkung der transluzenten Bildmotive in den Flurbereichen.

Wie ist das Konzept der Videos im Eingangsbereich?

Auf den Videomonitoren im Eingangsbereich sind stille Beobachtungen von Wasser und Wolken zu sehen. Bälle, die an einer Flussschwelle ein Wasserballett aufführen, Unterwasseraufnahmen von Wellen in Zeitlupe, Wolken im Rückspiegel eines Segelflugzeuges, skurrile Eisformationen, die sich in einem See spiegeln, Seeigel, deren Stacheln von den Wellen in rhythmische Bewegung versetzt werden... Alle Aufnahmen drücken eine gewisse Zeitlosigkeit aus, sie sind nicht inszeniert, sondern genau beobachtet und in einer einzigen Kameraeinstellung ohne Schnitt festgehalten.

In Anlehnung an die japanische Dichtkunst könnte man diese Filmsequenzen als Video-Haikus bezeichnen: Sie beschränken sich darauf, einen einzigen sinnlich wahrnehmbaren Augenblick unmittelbar darzustellen, ohne musikalische Untermalung, ohne Kommentar, ohne verschlüsselnde Sprache oder symbolbeladene Metaphern.

Die Videos haben keinen linearen Erzählstrang und verzichten auf narrative Elemente. Man kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt beginnen, sie zu betrachten. Die Langsamkeit steht hier bewusst im Gegensatz zur alltäglichen Betriebsamkeit und Hektik.

Wie funktioniert der Leuchtkasten im Foyer, welche Idee steht dahinter?

Für den Empfangsbereich haben wir einen verspiegelten Leuchtkasten entwickelt, der sich wie ein Fries vom Eingang bis über den Tresen erstreckt. Das künstlerische Konzept macht sich die Funktionsweise von Spionspiegel zunutze, der bei direktem Lichteinfall durchsichtig wird. Hinter der Spiegelfläche liegen fotografische Motive, die erst zu sehen sind, wenn die Beleuchtung über eine Computersteuerung angeschaltet wird. Das Licht macht die Spionspiegel transparent und gibt den Blick frei auf die fotografischen Motive in den Leuchtkästen. Sie zeigen Portraits von Menschen vor dem Hintergrund einer mit geringer Tiefenschärfe fotografierten Stadtlandschaft.

In rhythmischem Wechsel werden jeweils einzelne Segmente des Leuchtkastens angeschaltet, so dass die dargestellten Personen immer wieder in unterschiedliche Beziehungen zueinander treten. Das Thema Kommunikation steht hier im Vordergrund.

Welche Personen haben Sie fotografiert?

Die Personen haben keinen unmittelbaren Bezug zum Bankhaus. Wir haben Leute unterschiedlichen Alters und Herkunft gesucht, um eine alltägliche Szene im Stadtraum darzustellen. Bei der Wahl der Personen war uns wichtig, keine überstarken Typisierungen vorzunehmen, so dass jede Person - je nachdem wer zu ihr in Beziehung gebracht wird - unterschiedliche „Rollen" erfüllen kann. So ist das junge Mädchen beispielsweise abwechselnd Freundin, Tochter, kleine Schwester oder vielleicht Enkeltochter, je nachdem welche weitere Person durch die Computersteuerung mit ihr in Beziehung gebracht wird. Aus der Offenheit dieser Beziehungen können sich die Betrachter ihre eigenen kleinen Geschichten assoziativ dazu denken.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Architekturobjekte ausgesucht, die auf den Glasflächen der Flurbereiche als Großbilddias zu sehen sind?

Während im Bankhaus Immobilien unter wirtschaftlichen, objektivierbaren Aspekten analysiert werden, haben wir nach sehr subjektiven Kriterien gearbeitet - aus einem Interesse an der skulpturalen Wirkung eines Gebäudes, einer besonderen Farbigkeit oder der Strukturierung der Fassade. Es ging uns hier weniger um die Repräsentation besonders bekannter Gebäude, als um bestimmte Gebäudetypologien vom Wohnblock bis zum Geschäftsgebäude. Meist sind dies Gebäude nur schematisch erkennbar - durch die Bewegungsunschärfe werden die Farben betont und kleinteilige Fassadenstrukturen zurückgedrängt, so dass stimmungsvolle Farbräume entstehen.

Als Großbilddias auf die Glasflächen appliziert, verleihen die Aufnahmen den Räumen eine Stimmung von Dynamik und Transparenz. Spannend finden wir auch die Überlagerung der Bildmotive mit der Innenarchitektur und dem Blick nach draußen.

Die Glasflächen im Bereich der Vorstandsetage zeigen Aufnahmen vom Blick aus dem Cockpit eines Flugzeuges auf Wolkenfelder und die Meeresoberfläche. Was möchten Sie durch diese Rauminstallation zum Ausdruck bringen?

Jeder einzelne Kubus zeigt unterschiedliche Wolkenformationen und Lichtsituationen, so dass vier individuelle Räume entstehen, in denen die vier Vorstände des Bankhauses arbeiten. In einigen der Fotografien überlagern sich Spiegelungen auf der Innenseite des Cockpitfensters mit den Wolkenformationen, schematisch sind die Spiegelungen von Piloten erkennbar. Es entstehen spannende Überlagerungen zwischen dem Blick nach draußen auf das Hafenareal, dem realen und dem fotografierten Himmel. Jeder einzelne Kubus wird so zu einem virtuellen Cockpit.

In welcher Beziehung stehen die Motive im Aufzug zu dem Gesamtkonzept?

Die Motive greifen das Thema Wasser und Himmel auf, das auf den Videos im Eingangsbereich zu sehen ist, und stellen durch die Bewegung des Aufzugs eine Verbindung zu den Wolkenmotiven im 8. OG her.

Die Oberlichter in den Aufzügen werden mit Unterwasseraufnahmen von Turmspringern bespielt. Durch das leicht gekräuselte Wasser hindurch ist ein Sprungbrett zu sehen. Eine Person, die gerade ins Wasser springt, wurde kurz vor dem Auftreffen auf der Wasseroberfläche fotografisch festgehalten. In dem zweiten, kleineren Aufzug sieht man ebenfalls einen Turmspringer aus der Unterwasserperspektive vor dem Hintergrund eines sommerlichen Himmels. Die Aufnahmeperspektive entspricht bei beiden Unterwasseraufnahmen genau der Betrachtungsperspektive im Aufzug, wodurch eine spannende Raumwahrnehmung erzielt wird.

Durch das leuchtend helle Blau werden die Aufzüge in eine eigene Lichtstimmung getaucht, die sich auf den Wänden aus satiniertem Spiegel leicht reflektiert.

 

Ergänzend zu den installativen Arbeiten sind in einzelnen Aufenthalts- und Besprechungsräumen weitere Fotoarbeiten als Leuchtkästen zu sehen, die die Themen Architektur, Wasser und Wolken aufgreifen. Können Sie diese Arbeiten kurz beschreiben?

Im Aufenthaltsraum im 3. OG sind zwei Leuchtkästen mit architektonischen Motiven zu sehen. Traditionelle und zeitgenössische Architektur stehen hier in interessantem Kontrast zueinander. Die Architektur des fotografierten Gebäudes nimmt das Thema der Spiegelung auf, das ein Leitmotiv unseres künstlerischen Konzeptes ist. Die in eine dunklere und eine hellere Hälfte unterteilte Fassade findet ihre Fortsetzung im zweifarbig gestalteten Bodenbelag. Zwei Personen begegnen sich in dem Innenhof. Ihre spiegelbildliche Positionierung scheint überraschend und ist nicht klar zuzuordnen. Die leichte Bewegungsunschärfe der Bilder unterstreicht die poetische Gesamtwirkung.

In den Besprechungsräumen im 8. OG sind Leuchtkästen mit Motiven von Wasser und Himmel in schmalen, langgestreckten Formaten zu sehen: Zwei vertikale, schmale Leuchtkästen in den teilbaren Konferenzräumen im 8. OG zeigen Schwimmer aus der Unterwasserperspektive. Durch das bewegte Wasser hindurch sind Wolken erkennbar.

In einem weiteren Besprechungsraum ist eine Aufnahme vom Cockpit eine Flugzeugs aus zu sehen, die Wolkenformationen und ihre Schatten auf der Meeresoberfläche zeigt. Die Lichtstimmung entwickelt in dem Leuchtkasten eine suggestive und poetische Wirkung.

Neben dem Podest in der Vorstandsetage befinden sich zwei weitere Leuchtkästen: Ein wolkenloser Himmel über dem Meereshorizont vermittelt in seiner Klarheit und reduzierten Komposition ein Moment der Kontemplation und Ruhe, das im Kontrast zu den sehr abwechslungsreichen Wolkenmotiven auf den Glasflächen steht, wobei es sich gleichzeitig in das Thema Wasser und Himmel einfügt.

Autorinnen und Fotorechte: Haubitz + Zoche