Axel Springer

Foyer des Neubaus am Axel-Springer-Platz in Hamburg 1997

Dass das Foyer des Neubaus am Axel-Springer-Platz in Hamburg 1997 mit Kunst am Bau gestaltet werden sollte, stand schon in einer frühen Planungsphase fest. Schließlich hat der Eingang zum Verlag nicht nur funktionale, sondern auch repräsentative Eigenschaften. Er soll Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Besuchern signalisieren, mit was für einem Unternehmen – oder besser – mit was für einem Unternehmensstil sie es hier zu tun haben.

Ein Weltunternehmen wie die Axel Springer Verlag AG, der erfolgreichste Nachkriegsverlag in Deutschland, stellt sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung, indem er die kulturelle und künstlerische Auseinandersetzung nach Kräften unterstützt. Konsequenterweise setzt der Verlag bei der Gestaltung seines neuen Hamburger Verlagshauses auf internationale zeitgenössische Kunst. Das Konzept, mit dem Samuelis Baumgarte Art Consulting den Vorstand des Verlages überzeugen konnte, heißt Medien-Kunststücke. Ein großer, weltweit tätiger und weltoffener Verlag kooperiert – so das Konzept – mit einem international bekannten Künstler.

 

Frank Stella, einer der Top-Künstler unserer Zeit, gestaltete die Eingangshalle.

„Nachdem wir Frank Stellas erste Entwürfe gesehen hatten, fiel uns die Entscheidung für seine Bilder leicht", so der ehemalige Vorstandvorsitzende Prof. Dr. Jürgen Richter. „Mit ihrer optimistischen und dynamischen Ausstrahlung repräsentieren sie ein Lebensgefühl, mit dem sich der Verlag gerne identifiziert.

Wie sehr aber das Bild eines Unternehmens nicht nur durch Architektur, sondern auch durch Kunst geprägt wird, erfuhr ich erst danach – aus spontanen Reaktionen in meinem Umfeld. Einerseits herrschte Begeisterung. Andererseits aber traf ich auch auf Überraschung. Dass unser Haus sich für ein Kunstwerk von internationalem Zuschnitt entscheiden würde, für ein Werk, das Leichtigkeit, Optimismus und Tempo ausstrahlt, damit hatten offenbar nur wenige gerechnet. Der Axel Springer Verlag, so lernte ich, wird vor allem identifiziert mit den Arbeiten Oskar Kokoschkas – jenem Künstler, der für den Verlag einst zwei bedeutende Gemälde geschaffen hat.

Allerdings muss ich an dieser Stelle ein Missverständnis korrigieren: Die Begeisterung Axel Springers für Oskar Kokoschka in den fünfziger und sechziger Jahren war alles andere als traditionsgebunden und suchte auch nicht das Beschauliche. Der österreichische Künstler, obwohl damals schon achtzig Jahre alt, stand für eine moderne, demokratisch ausgerichtete Kunstauffassung. Dieser Geist ist in den Bildern enthalten, gewandelt dagegen hat sich ihre Bedeutung: Am Ende unseres Jahrhunderts stehen sie eher für Bewahren als für Erneuern.

Aber weil die Geschichte nicht nur weitergeht, sondern wir sie aktiv mitgestalten wollen als Teil dieser Gesellschaft, als Unternehmer wie auch als Publizisten, wollten wir für unsere neue Eingangshalle eine Kunst, die nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft weist. Eine Kunst, die gedankliche Horizonte eröffnet und die Phantasie beflügelt. All das glauben wir mit den Bildern von Frank Stella gefunden zu haben. Ob sie „schön" sind, darüber möchte ich an dieser Stelle nicht urteilen – schließlich lässt sich in diesem Punkt selten eine Einigkeit erzielen.

Unstrittig allerdings ist, dass Frank Stella zu den bedeutendsten Künstlern seiner Generation gehört. Gleich zweimal wurde ihm die Ehre einer Einzelausstellung im New Yorker Museum of Modern Art zuteil, dazu kamen Ausstellungen in der ganzen Welt – von Osaka bis Amsterdam. Obwohl sehr früh mit musealen Weihen bedacht, ist er nie bei einem Stil oder künstlerischen Markenzeichen stehen geblieben. angetrieben von Neugierde und künstlerischem Forscherdrang hat er immer wieder versucht, die Grenzen seines Werkes zu erweitern und neue Horizonte zu erreichen.

Mit der Installation in unserer Hamburger Unternehmenszentrale wollen wir Zeichen setzen. Es ist kein Zufall, dass die Bilder gemeinsam mit der neuen Empfangshalle der Öffentlichkeit vorgestellt werden. In der SPRINGER PASSAGE, die sich an das Foyer anschließt, wird der Verlag in Zukunft regelmäßig Ausstellungen zeigen – zu Themen aus Medien, Kunst und Kultur. Damit haben wie die Möglichkeit geschaffen, der Stadt wie auch den Lesern unserer Zeitungen und Zeitschriften in offenem Dialog gegenüberzutreten.

War die Zentrale des Axel Springer Verlages bislang ein markantes, aber recht verschlossenes Gebäude, so soll es nun mit seiner neuen Empfangshalle für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Neben den Besuchern werden vor allem die Mitarbeiter mit dem Werk konfrontiert sein. Für sie mag es Sinnbild sein von Geschwindigkeit, geistiger Wachheit und Mobilität – alles Eigenschaften, die für die Arbeit in einem Verlagshaus unabdingbar sind. Nun sollen die Gemälde gewiss keine pädagogischen Aufgaben erfüllen.

Ich glaube, man wäre schlecht beraten, wenn man Kunst in dieser Weise instrumentalisieren wollte. Doch ich bin zuversichtlich, dass die Bilder auf uns alle inspirierend wirken werden. Schon bei den Vorbereitungen für das Projekt ging von den beteiligten Mitarbeitern eine Freude und Motivation aus, die ansteckend wirkte.

Und es war erfreulich, in Frank Stella einen Mann kennenzulernen, mit dem man spontan in Kontakt treten kann und offenherzig zusammenarbeiten kann. Beeindruckt war ich auch von der Konsequenz und professionellen Präzision, mit der er seine Werke entwickelt und umsetzt. Was sich uns hier so leuchtend, beschwingt und anscheinend verwirrend darstellt, ist wohlkalkuliert. Nichts an diesen Bildern ist Zufall. Ich bin überzeugt, dass die Gemälde von Frank Stella eine Bereicherung für den Verlag sein werden. Darüber hinaus hoffe ich, dass sie verstanden werden als sichtbarer Ausdruck für die Phantasie und Dynamik unseres Unternehmens sowie für die Liberalität und Weltoffenheit der Menschen, die hier arbeiten."

Fotorechte: Axel Springer