HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR INFEK TIONSFORSCHUNG BR AUNSCHWEIG / SA ARBRÜCKEN SEMIPERMEABLE MEMBRAN UND EIN FÜLLHORN DER KREATIVITÄT Die Helmholtz Gemeinschaft, die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands, betreibt unabhängige Forschungszentren, die daran arbei- ten, große und drängende Fragen von Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft in den Bereichen Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Luft- fahrt, Raumfahrt und Verkehr, Materie sowie Schlüsseltechnologien zu be- antworten. Samuelis Baumgarte Art Consulting wurde damit beauftragt, sowohl die Forschungseinrichtung in Braunschweig, als auch in Saarbrü- cken künstlerisch zu akzentuieren. Mit der hell und großzügig geplanten Kantine im neuen Verwaltungsge- bäude auf dem Campus des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig wurde ein Ort geschaffen, der Wissenschaft und Ver- waltung gleichermaßen zur Begegnung einlädt. Die Aufgabe für Samuelis Baumgarte Art Consulting bestand darin, diesen Raum durch künstleri- sche Interventionen zu beleben und gleichzeitig eine entspannende At- mosphäre zu schaffen. Auch legte das Helmholtz-Zentrum Wert darauf, dem Besucher über die Kunst einen inspirierenden Einblick in die Arbeit des Zentrums zu ermöglichen. Für die Gestaltung wurde nach einem künstlerischen Wettbewerb Kurt Laurenz Theinert ausgewählt. Basis seiner künstlerischen Auseinander- setzung bildet der Bereich im neuen Gebäude, der täglich Mitarbeiter und Besucher zusammenführt: die Kantine - sie ist vom Entrée durch eine Glasscheibe getrennt. Mittels Folienkaschierung wurden Theinerts Moti- ve ganzflächig auf die Glasscheibe aufgebracht. Die Transluzenz des Ma- terials erlaubt von außen, Personen und Gegenstände schemenhaft durch die Glaswand zu erkennen. Dennoch bietet es innen genügend Sicht- schutz, um den Besuchern der Kantine das Gefühl eines geschlossenen Bereichs zu vermitteln. Theinerts Motive setzen sich aus unterschiedli- chen Bildebenen zusammen, die sich mit den Tätigkeitsfeldern des Helm- holtz-Zentrums für Infektionsforschung beschäftigen. Hierfür hat der Künstler mikroskopische Aufnahmen von Bakterien, Fotografien eines Labors sowie chemische Formeln abstrahiert und in einer spannungsvol- len Komposition miteinander verbunden. Bei der Gestaltung des Helmholtz-Zentrums in Saarbrücken wurde eine regionale Künstlerauswahl aus dem Saarland getroffen. Aus dem von Sa- muelis Baumgarte Art Consulting durchgeführten Künstlerwettbewerb gingen Esther Hagenmaier und Sigrún Ólafsdóttir als Sieger hervor und wurden mit der Entwicklung eines Entwurfs beauftragt. Esther Hagenmaier studierte von 1999 bis 2006 an der HBK Saar in Saar- brücken und war Meisterschülerin von Prof. Sigurd Rompza. Unter dem Titel „Zusammenspiel“ entwarf sie für das HIPS eine Arbeit, die sowohl das zentrale Treppenhaus bespielt als auch zwei Glaswände zwischen Foyer und Seminarraum miteinbezieht. Farbige Linienelemente aus Metall rhyth- misieren das Treppenhaus, wirken im Erdgeschoss noch unstrukturiert, je höher man steigt, sich jedoch zu einem Strang mit einer klaren Ausrich- tung zu bündeln. Die Verbildlichung des Forschungsprozesses zeigt, dass ein umfassender Überblick aus einer einzigen Perspektive nicht möglich ist – weder auf künstlerischer noch auf wissenschaftlicher Ebene. Die isländische Künstlerin Sigrún Ólafsdóttir studierte zunächst Bild- hauerei in Reykjavik ehe sie 1990 an die HBK Saar wechselte und dort Meisterschülerin von Wolfgang Nestler wurde. Sie kreierte für den Neu- bau des Helmholtz-Instituts in Saarbrücken die markante Skulptur eines „Füllhorns“. Dieses symbolisiert den Ort, das Helmholtz Zentrum, in dem innovative Konzepte und Ideen entwickelt und dann mit dem metapho- rischen Füllhorn ausgeschüttet werden. Dabei verbindet Ólafsdóttir den Ideenreichtum der Kunst mit der Innovation der Medizin. Der konsequen- te künstlerische Eingriff in den natürlichen Raum durch das skulpturale Füllhorn der Künstlerin symbolisiert somit Lebenswelt, Gebäude und For- schung mit einer ästhetischen Imagination stetiger Weiterentwicklung. 29